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Meine Sicht auf die Grinberg-Methode (Teil 4)

In Vorbereitung auf den neuen Blog musste ich feststellen, dass ich Dir noch etwas schulde: den dritten Vorteil des Verstärkens, den ich in Teil 2 angekündigt habe. Neben der Möglichkeit, dadurch Deine Selbstwirksamkeit mit sofortiger Wirkung zu spüren und neue Details kennenzulernen, bietet das Verstärken Deines Zustandes auch eine „Rutsche“, die das Loslassen erleichtert. Oft sind unsere Zustände ja wie eine wabernde Masse, die uns umgibt, wie ein Hintergrundgeräusch, das alles um und in uns etwas dämpft – und dementsprechend schwer greifbar. Wenn wir sie verstärken, dann spüren wir sie besser – und bemerken auch leichter, wieviel Anstrengung und Energie darin steckt. Wenn wir sie nun ganz bewusst verstärken, nicht nur zaghaft weil wir gerade hineinrutschen, sondern ganz bewusst und kraftvoll – dann werden sie uns nicht nur sehr bewusst, sondern auch oft so richtig unangenehm. Was unsere Motivation steigert, sie loszulassen. Und dadurch, dass wir vor dem Loslassen noch extra Energie hineinstecken, können wir dann oft schneller mehr davon loslassen. Wir holen quasi Schwung, um dann wirklich bis ins Tal zu schlittern, anstatt auf halbem Weg stecken zu bleiben, weil der normale, oft relativ geringe Niveauunterschied zwischen „ganz normalem, automatischen Zustand“ und zustandsfrei das Loslassen schwierig macht.

All das, was ich bisher über die Arbeit in einem Lernprozess beschrieben habe ist vielfach erprobt und funktioniert. Das Gefühl nach einer Sitzung, in der du wirklich gestoppt hast und dich als Körper fühlst – kraftvoll, lebendig, gelassen und klar – ist die beste Bestätigung dafür, dass es geht.

Zweifel

Nicht selten mischen sich jedoch in diesen Genuss des sich Spürens, des Zustandsfrei-Seins umgehend Zweifel – hast du das jetzt nur geschafft, weil Deine PraktikerIn dabei war und dich unterstützt hat? Wie sollst du es alleine in deinem Alltag hinkriegen, wenn deine Trigger dich von allen Seiten bestürmen? Wieso ist es so schwierig, dir dieses Gefühl des Körper-Seins – selbstverständlich, ganz ohne Extras – zu behalten, das du nach dem Loslassen Deines Zustands verspürst? Und – wie lange soll das noch dauern, bis dich dein Zustand endlich nicht mehr bei jeder Gelegenheit anspringt?

Üben, üben, üben

Diese Frage beantwortet sich mit dem uralten Schmäh darüber, wie man in die Carnegie-Hall kommt – üben, üben, üben. Jedes Mal, wenn du wieder in deinen Zustand hineinkrachst, bietet sich dir eine Gelegenheit zu üben ihn loszulassen. Ein Gratis-Seminar des Universums nach dem anderen, oft im Sekundentakt. Und so wie mit fast allen Dingen die man lernt – es dauert eine Zeit lang, bis man den Dreh heraußen hat. Und das gilt für beide Richtungen – für das Lernen und das Entlernen. Deine ganz spezielle Art auf Situationen zu reagieren hast du ja auch nicht von heute auf morgen gelernt. Du hast vermutlich bereits im zarten Kindesalter damit begonnen, deinen Zustand zu kreieren – und diesen dann über die Jahre automatisiert und perfektioniert. Bis er sich wie eine zweite Haut anfühlt und du glaubst, du könntest gar nicht anders auf Dinge reagieren als eben so, wie du es tust. Ich selbst war einmal überzeugt davon, schüchtern zu sein. Meine Praktikerin bekam fast einen Lachkrampf, als ich mich selbst so beschrieb. Ich mag vieles sein, aber schüchtern bin ich nicht.

Geduld und die Asfinag

Das heißt, ein gewisses Ausmaß an Geduld ist gefragt. Gerald Hüther beschreibt das immer wieder schön (z.B. in „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“) – das, was wir gelernt und automatisiert haben läuft in unserem Hirn wie auf einer Autobahn. Du musst nicht nachdenken, wie viel 2 mal 2 ist. Du musst nicht überlegen, wie Du Deinen Namen schreibst. Du musst nicht analysieren, wie du am besten auf dein Fahrrad steigst und losradelst.

Nun stell dir vor, Du sollst aus irgendeinem Grund so tun, als könntest du nicht Fahrradfahren – obwohl du es eigentlich kannst. Das wäre vermutlich eine ziemliche Herausforderung. Weil nicht nur ist das Radfahren als Autobahn in deinem Hirn abgespeichert, es gibt auch noch die mehr oder weniger deutliche Hinweisschilder zu den Auffahrten. Und natürlich die schicken Asfinag-Wände rechts und links der Fahrbahn. Und so ist es auch mit unseren Zuständen. Ein Trigger genügt und schon strebt das ganze System auf die Autobahn, um alles so ablaufen zu lassen, wie es das gelernt hat, wie es das gewohnt ist. Vielleicht ist der Ablauf nicht befriedigend, bringt alle möglichen unangenehmen oder gar (gesundheits)-gefährdenden Konsequenzen mit sich – aber es ist ein bekannter, über Jahre erprobter Ablauf. Man kommt vielleicht auch nicht dort hin, wo man eigentlich hin will, aber man kennt sich zumindest aus auf der Strecke.

Umbau und neue Wege

Wenn uns das alles schon bewusst ist und wir diesen automatisierten Ablauf verändern wollen, müssen wir die Autobahn abbauen, damit wir nicht immer wieder automatisch auf der gleichen Spur landen. Und dann die Asfinag-Wände – damit wir überhaupt sehen, was es sonst noch so gibt in der Gegend. Und allenfalls neue, einschlagenbare Wege als mögliche Optionen bereitstellen: ein Feldweg hier, ein Radweg da, eine Schotterstraße, ein Streckenabschnitt Schiene, ein Flusslauf…… Angewandter Klimaschutz für ein abwechslungsreiches, erfülltes Leben sozusagen.

Der Umbau kostet Ressourcen. Und unser Nervensystem verbraucht schon für die ganz normalen lebens- und systemerhaltenden Aktionen 20 – 25% der uns zur Verfügung stehenden Energie. D.h. unser System ist nicht wirklich sofort Feuer und Flamme dafür, zusätzliche Energie dafür aufzuwenden, etwas Erlerntes über Bord zu werfen. Etwas, das uns zwar vielleicht nicht gerade glücklich macht aber doch grundsätzlich funktioniert und uns als Überlebensstrategie erwachsen werden hat lassen. Ich denke, das sind u.a. die Gründe, warum es manchmal richtig zach ist, unsere Zustände loszulassen, zu entlernen. Weil eben Asfinag, Autopilot, Autobahn. Und eine evolutionär in unseren Körpern festgeschriebene Aversion gegen Ressourcen-Verschwendung.

Kostenwahrheit

Wenn du zu dem Schluss kommst, dass der Energieaufwand zur Aufrechterhaltung deines Zustandes und das, was er dir und den Deinen an Folgekosten beschert einfach zu hoch sind, dann wirken die Kosten für den Umbau deiner ganz persönlichen Autobahnen aber plötzlich gar nicht mehr so exorbitant. Weiterhin so zu tun, als wäre nichts, obwohl es schon an allen Ecken und Enden kracht ist – so wie in Sachen Klimakrise – dann keine praktikable Lösung mehr.

Neugierde und die Lust darauf, Neues kennenzulernen und auszuprobieren ist uns genauso in die Wiege gelegt worden wie der Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit. Veränderungen haben also fast immer den Aspekt, sowohl aufregend und spannend, als auch besorgniserregend zu sein. Und es stimmt, manchmal ist ein Prozess der Veränderung einfach frustrierend und nervenaufreibend, du hast das Gefühl du wirst es nie schaffen, es geht nichts weiter, es macht sowieso keinen Sinn.

Deine ganz persönlichen Autobahnen trotzdem weiter abzubauen und dich nach neuen Wegen umzuschauen haben das Potential, dich mit mehr Lebensqualität und -freude, Lebendigkeit und Wohlbefinden, sauberen Beziehungen und einem befriedigenden Arbeitsleben zu belohnen. Die Notwendigkeit eines großen Umbaus unserer aller Verhaltensweisen, mit denen wir wie selbstverständlich Ressourcen und Energie verschleudern, steht jedenfalls im Raum. Zu unserem individuellen, als auch zum Wohle aller.

In diesem Sinne biete ich im Juli 2022 für alle, die eine gute Idee zum Klimaschutz haben und diese konsequent umsetzen Sitzungen mit 20% Rabatt an. Schreib mir ein Mail mit dem Codewort: Klimaschutz jetzt.

 

 

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