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Foto: Julia M. Rohn

Es zahlt sich aus, sich um Deine Füße zu kümmern

In meinem erster Blogartikel, den ich im April 2015 geschrieben habe, geht es um Füße. Die, die mich kennen wissen, dass ich eine besondere Affinität ihnen habe. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist, vielleicht, weil ich Tänzerin war und im Modernen Tanz barfuß getanzt habe, immer schon gerne gehe, und meine Füße die Körperteile sind, die ich seit je her schön finde. Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mutter uns – trotz ständigem Geldmangels – ausschließlich die kinderfußgerechten Elefanten-Schuhe kaufte – und die Füße dort im Geschäft auch ganz genau abgemessen wurden, damit die Schuhe dann auch wirklich passten. Und ich bin ihr ewig dankbar für diese Sorgfalt. Ich kann mich auch noch gut an die Sommer bei meinen Großeltern erinnern, in denen wir barfuß über abgemähte Weizenfelder liefen und uns an den Kratzern nicht weiter störten, so groß war der Genuss und das Gefühl der Freiheit, barfuß die unterschiedlichsten Untergründe zu spüren. Noch heute arbeite ich am liebsten ohne Schuhe in der Praxis, ich bevorzuge den direkten Kontakt mit dem Boden und kann so viel besser wahrnehmen was ist.

Zusätzlich fühlt es sich für mich großartig an, die Füße massiert zu bekomme (viel zu selten!), aber eben auch sie im Gegenzug bei anderen zu massieren. Sie halten unser Körpergewicht aus, man kann also wirklich fest hingreifen, gleichzeitig sind sie unglaublich sensible Wahrnehmungsorgane und unsere Basis, die für unsere Haltung – im Sinne der Statik, als auch im übertragenen Sinn – enorm wichtig sind.

Meine Motivation, mit und an Füßen zu arbeiten wurde in letzter Zeit wieder vermehrt angekurbelt – zum einem, weil ich gerade eine weitere Fortbildung zum Thema Fuß in der integrativen Faszientherapie besucht habe, zum anderen, weil mir gerade wieder vermehrt Klient:Innen und Patient:Innen begegnen, die entweder dezidiert unter Fußproblemen leiden, oder deren Beschwerden im Bewegungsapparat mit großer Wahrscheinlichkeit mit Fußproblemen in Zusammenhang stehen. Denn wenn die Basis nicht stimmt, dann wird sich das irgendwann auch in den Strukturen darüber bemerkbar machen – und umgekehrt.

Ein Gelenk ist keine Insel

Was mich besonders erstaunt ist, wie viele Menschen unter einem Fersensporn oder einer Plantarfasziitis leiden. Selbst im Standard-Rätsel, dass ich täglich mit meiner Mutter löse, kam der Fersensporn heute vor, da hieß es für 9 waagrecht:

„In schmerzlicher Achillessehnsucht kann sie sich ihren Sporn verdienen.“ phoenixen

Die gängige Erklärung für die Entstehung eines solchen Sporns ist, dass durch übermäßigen Zug am Übergang von Sehne bzw. Faszie in den Knochen – genauer gesagt in die Knochenhaut – der Körper diese Stelle versucht zu verstärken und mehr Knochenmaterial hin baut. An sich ein intelligenter Ansatz – Mehrbelastung führt zu Kräftigung der Strukturen. Aber eben nicht immer in einer sinnvollen Art und Weise. Weil die Spitze des Sporns reizt nun ständig die Weichteile, in die er eingebettet ist. Manchmal bildet sich auch gar kein Sporn, sondern es kommt – wieder durch die Überlastung durch zu viel Zug und Spannung – zu einer Entzündung – eben zu einer Fasziitis oder sonstigen „-itis“.

Wie so häufig in unserer Gesellschaft (nicht nur in der Medizin) wird nun der Sporn als das eigentliche Problem angesehen und dahin gehend therapiert, dass er abgebaut wird. Beliebt ist Stoßwellentherapie oder sonstige Therapien, die die Entzündung und Schmerzen reduzieren. Was natürlich fürs Erste auch Sinn macht. Aber eben zu kurz greift. Weil die eigentliche Ursache – zu viel Zug – ist dadurch ja nicht einfach weg. Daher gilt es, sich nicht nur den Fuß anzuschauen, sondern auch den restlichen Körper, der auf diesem Fuß steht und geht. Also wieder einmal nach dem „Warum“ zu suchen.

Genau Hinschauen – Genau Hinspüren

Wenn ich mir Deine Füße als Grinberg-Praktikerin anschaue und sehe, dass deine Fußaußenkante mit Hornhaut bedeckt ist und sich allenfalls auch etwas breiter herauswölbt als deine Fußform eigentlich vorgibt, frage ich möglicherweise danach, ob Du irgendetwas mit Deinen Händen machst, ein Hobby, etwas Kreatives – oder ob das etwas zu kurz kommt in Deinem Leben. Betrachte ich diesen Außenrand Deines Fußes aus Sicht der Spiraldynamik, dann tippe ich darauf, dass Du Dein Gewicht mehr auf die Außenkante des Fußes verlagerst beim Gehen. Das kannst Du auch selbst gleich überprüfen – indem Du Dich mit geschlossenen Augen aufrecht hinstellst und spürst, wo Du mehr Druck spürst.

Vom reinen Hinschauen sieht man auch gut, ob Dein Fuß nach innen einknickt (Knickfuß), Deine (Groß)Zehen nach außen oder innen abweichen (Hallux), und wie gut das Quergewölbe ausgeprägt ist (Senk-, Spreizfuß?).

Die integrative Faszientherapie bietet zusätzliche Werkzeuge, um herauszufinden, wo das Problem liegt: sobald durch die Anamnese klar ist, dass Dein Fußproblem am wahrscheinlichsten ein Problem des Bewegungsapparates ist (und nicht ein viszerales oder neurogenes), zeigen einfache Bewegungstests, ob wirklich die Muskeln und Faszien – also der aktive Bewegungsapparat – in Dysbalance geraten sind, und/oder, ob der passive Bewegungsapparat – sprich das Gelenk, Knochen, Kapsel, Bänder etc. – mit beteiligt sind.

Gezielter Input

Und dann kann die Behandlung ganz gezielt in jene Strukturen gehen, die die Bewegungseinschränkung oder den Schmerz auslösen bzw. beeinflussen – d.h. selbst die Behandlungstiefe – also welche Gewebeschicht betroffen ist – wird durch die Ergebnisse der Tests vorgegeben. Und vielleicht liegt das Problem im Unterschenkel, oder direkt im Fuß, oder vielleicht beginnt das Ungleichgewicht schon viel weiter kopfwärts, und es muss z.B. die ganze Rückseite des Körpers behandelt werden, um nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Und vielleicht poppt nach der Behandlung ein neuer Bereich auf, den Du schon ganz vergessen hattest – und der meldet sich nun vehement. Weil vielleicht hat der Fuß seit Jahren etwas kompensiert, was in Deiner Hüfte nicht in Ordnung ist. Aber auch das bietet relevanten Informationsgewinn, der die Behandlungsstrategie noch weiter präzisieren hilft.

Und mit der verbesserten Beweglichkeit, die Du nach der Behandlung haben wirst, kannst Du dann gleich viel besser üben. Weil Dein Quergewölbe wird von Muskeln gehalten, und die kannst Du lernen anzusteuern und zu kräftigen. Und das funktioniert zum Glück auch in fortgeschrittenem Alter noch. Man muss halt einfach dranbleiben.

Das Schöne an dieser Form der Behandlung ist neben den guten Erfolgen, dass wir – genau wie in Grinberg – die Heilung an den Körper delegieren und gleichzeitig doch selbst wieder das Ruder übernehmen. Weder ich noch Du wissen, wie viel Spannung für Deinen Körper nun wirklich nötig ist in der Muskulatur. Aber Dein Körper weiß es. Und so ist die manuelle Arbeit immer ein Input ins System, um das System zu einer Neuevaluierung des Status Quo zu animieren. Es ist eine Aufforderung an den Körper – komm Schnucki – schau da mal hin, spür da mal hin, möchtest Du das verändern, brauchst Du wirklich so viel Zug hier, magst Du eine neue Position finden, die dich ressourcenschonender und damit gesünder und wohltuender durchs Leben trägt. Und zusätzlich übst Du und trainierst eine neue Option – weil Du die Chefin, der Chef bist in Deinem Leben. In Grinberg übst Du z.B. Deinen Zustand immer besser loszulassen oder trainierst Stille, damit Du Ruhe hast im Kopf. Und in Spiraldynamik/Pilates trainierst Du ganz spezifische Muskeln und Bewegungen, um Deinen Körper damit zu unterstützen und setzt dann diese Bewegung mit Aufmerksamkeit in Deinen Alltag um.

Falls Du die Beziehung zu Deinen Füßen verbessern möchtest – im März und April biete ich ein spezielles Fußpaket an. Auf dass sie dich auch in Zukunft freudig und kraftvoll durchs Leben tragen!

 

 

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