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Und alle sind froh…..

Neulich erzählte mir jemand, die sich ungerecht behandelt fühlte, dass sie „sich doch eh immer so bemühe“. Und dann war ihr Gegenüber gar nicht so dankbar, wie sie sich das vorgestellt hat. Und wollte außerdem etwas anderes.

Dich bemühen

Vielleicht ist ja das das Problem. Dass wir uns „bemühen“, uns „zusammenreißen“, versuchen zu eruieren, was jemand von uns erwartet, nachzudenken, um herauszufinden, was wir tun sollen. Nichts gegen eine genaue Analyse der Situation, nichts gegen ein Einschalten des Hirns dazu, ob etwas jetzt angebracht, sinnvoll, zielführend ist (oder eben nicht). Und da es oft schwierig genug ist herauszufinden was man selber will, spricht auch nichts gegen direkte Kommunikation – sprich – miteinander sprechen – , bei der jede:R Beteiligte sagt, was ihm/ihr wichtig wäre, um sich dann auf eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu einigen.

Aber ich denke, es ist Zeit, zu tun was wir wollen. Nicht in dem Sinn, wie es jetzt vermehrt verstanden wird: da wird für ein paar Tage nach Thailand und Vietnam geflogen – „ja, ich weiß eh, dass man das eigentlich nicht tun kann – aber man gönnt sich ja sonst nichts“ (Urlaubsbericht eines Kollegen Mitte Jänner). Da befragt man Menschen, warum sie nicht Tempo 100 fahren, wo doch erwiesenermaßen die Zeitersparnis eines höheren Tempos zu vernachlässigen ist, hingegen

Pro gefahrenem Kilometer ein PKW bei Tempo 100 statt Tempo 130 im Schnitt um 23,0% weniger CO2, 49,7% weniger Stickoxide und um 34,2% weniger Feinstaub emittiert.

Da will man stante pede um 8h zum Frühstück auf Besuch kommen, auch wenn die besuchte Person kein Morgenmensch ist und erst ab 10h am Vormittag halbwegs klar denken kann.

Tun was Du willst mit Herz

Also tun was wir wollen mit Herz sozusagen – und im Gegenzug vor allem zu wollen was wir tun.

Das heißt, wenn es mir ein ehrliches Anliegen ist, die Klimakrise nicht weiter anzufachen – einfach schon aus meinem Selbsterhaltungstrieb heraus – dann entscheide ich mich gegen einen vermeidbaren Langstreckenflug und fahre wo immer es geht mit den Öffis. Oder bremse mich auf der Autobahn zumindest ein. Stichwort: Klimaticket, eine der großen Errungenschaften der letzten Jahre. Wenn Du ein großes Ziel – den Umweltschutz, die Rettung der Welt, was auch immer – vor Augen hast, dann fühlt es sich auch nicht wie der große Verzicht an, wenn Du dich in den Zug setzt und eben etwas länger irgendwohin brauchst. Und dann musst Du es auch nicht ungerecht finden, dass andere weiterhin ihrer Bequemlichkeit fröhnen und mit der Einstellung „Hinter mir die Sintflut“ durchs Leben gehen. Menschen sind anpassungsfähig – wenn Du die Existenz einer Rolltreppe und deren automatische Verwendung als selbstverständlich ansiehst, dann bist du eben das gewohnt. Genauso gut kannst Du ganz selbstverständlich die Treppen benutzen und damit gleichzeitig Ressourcen schonen und für deine Fitness etwas tun.

Das heißt auch, dass ich meine Tante besuche, weil ich sie besuchen will, sie sehen, mit ihr quatschen, mit ihr Zeit verbringen will. Und die Zeiten meines Besuchs an ihre Bedürfnisse anpasse. Nicht weil irgendjemand verkündet hat, dass man sich um die älteren Verwandten kümmern muss. Ich habe meine Großmutter in ihren letzten Lebensjahren zu wenig besucht; war zu beschäftigt, gestresst, musste ja Geld verdienen. Dann ist sie gestorben. Ich habe mir selbst versprochen, dass ich das nicht noch einmal mache – mir keine Zeit zu nehmen. Nicht vorbei zu schauen. Mich nicht zu kümmern. Und deswegen muss ich mich jetzt auch nicht bemühen. Ich besuche meine Tante, weil ich es will. Ich besuche meine Mutter und telefoniere täglich mit ihr, weil ich es will. Weil das unsere Gespräche so selbstverständlich macht, als käme ich gerade aus dem „Kinderzimmer“ in die Küche und erzählte ihr etwas, was ich gerade gelesen habe. Ich bemühe mich nicht, sondern ich bin frei und tue was ich will. Und will was ich tue.

Die leidige Buchhaltung

In Sitzungen verwende ich oft das Beispiel „Buchhaltung“, um dieses Konzept der persönlichen Freiheit zu verdeutlichen. Ich bin selbständig. Und habe mich dummerweise vor Jahren umsatzsteuerpflichtig gemeldet, weil ich dachte, dass ich ja nie mehr verdienen kann, wenn ich stets die ominöse Grenze von damals 36000.- Umsatz pro Jahr vor Augen hatte, über die ich nicht kommen durfte. Eine Überlegung, die ziemlich in die Hose gegangen ist. Aber hey, ich kann mir die Vorsteuer für WC-Papier und Desinfektionsmittel zurückholen. USt. ist quartalsmäßig an das Finanzamt abzuführen. D. h., ich muss meine Buchhaltung alle 3 Monate an meinen Steuerberater schicken. Muss – wohlgemerkt. Und nun kann ich mich darüber grämen, und ärgern, und herum zäzen, dass ich schon wieder Belege abheften muss und eine Excel-Liste erstellen – oder ich entscheide, dass ich meine Buchhaltung ordentlich ablegen möchte; dass ich das jetzt mache. Ich könnte auch einfach alles in Bausch und Bogen in einer Schachtel an meinen Steuerberater übergeben. Das möchte ich aber nicht. D.h. ich kann wählen, wann und wo, und wie ich etwas mache, das zu tun ist. Und darin liegt eine große Freiheit. Dann muss ich mich auch nicht mehr bemühen. Und kann sogar Nischen des Genusses z.B. in der Übersichtlichkeit der Excel-Tabellen finden.

Frei wählen

Wenn Du diesen Blog liest, gehörst Du zu einem Personenkreis, der viele Freiheiten genießt, Möglichkeiten hat, Optionen hat zu wollen oder nicht. Wenn Du bereits Grinberg-Sitzungen hattest, weißt Du auch wie Du in jeder Situation wählen kannst, so zu sein, wie Du sein möchtest. Wenn Du ein patziges Mail von einer Kolleg:In erhältst, kannst Du natürlich sofort scharf zurückschießen und damit Öl ins Feuer gießen. Oder Du wartest ein bisschen, atmest tief durch und holst die Kommunikation wieder auf eine professionelle Ebene. Ich bitte in so einem Fall immer eine Freundin, oder meine Mutter darum, ihnen etwas „vorschreien“ zu dürfen. Lass Dampf ab, bedanke mich bei ihnen für ihr Ohr und schreibe dann ruhig und sachliche zurück wenn es nötig ist. Weil ich möchte nicht patzig rüberkommen.

Marshmallows: Jetzt gleich – oder für später

Probier mal aus, ganz bewusst zu wählen, zu spüren, was Du willst, wo und wie Du etwas willst, und gleiche das dann damit ab, was Du tun musst (siehe Buchhaltung). Wenn sich das deckt – großartig. Wenn nicht, entscheide Dich, zu tun, was zu tun ist, oder eine andere Lösung zu finden (das, was du nicht willst zu delegieren z.B. – siehe Schachtel mit allen Belegen in Bausch und Bogen). Egal, wie Du Dich entscheidest, mach das, was Du gewählt hast dann auch – also will was Du tust. Wenn Du etwas nicht willst, hilft vielleicht ein langfristigeres Wollen in der Zukunft (Marshmallow-Test) als Motivation, es doch zu tun und damit wieder bei Deinem Wollen zu landen. Die Klarheit, die Du damit erlangst wird für alle spürbar sein. Gerade wenn es um den Besuch bei einer/einem älteren Verwandten geht, empfiehlt sich dieser Ansatz zu wollen was du tust. Weil niemand möchte das Gefühl haben, dass Du nur aus einer Verpflichtung heraus bei ihnen vorbeischaust. Wenn Du Dich entschieden hast zu wollen, werden sie es spüren und sich mehr über deinen Besuch freuen können. Und für Dich ist es auch angenehmer, weil Du dich eben nicht bemühst, sondern tust, was Du willst.

 

 

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