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Foto: Cora K. Hiebinger

Egal was Du willst oder was Du Dir wünschst – die Entscheidung dafür und der Weg dorthin ist kaum jemals geradlinig, schwarz-weiß oder simpel. Wenn Du etwas willst, heißt das immer auch, Nein zu etwas zu sagen.

Nein Sagen

Du möchtest einen Coup Dänemark – dann sagst du nein zu zuckerfreier Ernährung, nein zu einem möglicherweise vorhandenen Abnehm-Wunsch.

Ich möchte in eine Kleinstadt übersiedeln – dann sage ich nein zu Wien, die wiederholt als die Großstadt mit der höchsten Lebensqualität ausgezeichnet wurde, nein zur räumlichen Nähe zu FreundInnen und meinem sozialen Netzwerk, nein zu einer gewachsenen Vertrautheit mit der Stadt, die nur über jahrzehntelanges hier leben entstehen konnte.

Auch wenn Du verändern möchtest, wie du in einer bestimmten Situation seit Jahrzehnten automatisch reagierst, bedeutet das, Nein zu etwas dir (und allen in deinem näheren Umfeld) Vertrautem zu sagen. Das heißt, ein Gefühl der Ungewissheit, eine Traurigkeit über den Verlust dessen, was du kennst, ist immer dabei beim Nein.

Ja Sagen

Gleichzeitig heißt etwas zu wollen natürlich auch Ja sagen. Ja zu dieser süßen Üppigkeit der Schlagobershaube, ja zur Überschaubarkeit und geringeren Dichte einer kleinen Stadt. Ja zu mehr Freiheit darin, wie wir in einer Situation reagieren, d.h. auch ja zur Ungewissheit darüber, wie so eine Reaktion ausschauen wird, wenn es nicht mehr der Seins-Zustand ist, den wir bisher automatisch in einer bestimmten Situation abgespult haben.

Kein Wunder also, dass in unserem Ja zu etwas ganz oft auch das implizite Nein zu dem, was es aufzugeben gilt mitschwingt. Klar sagen wir Ja, wir wollen diesen lukullischen Genuss, die Ruhe und Entspannung, die das viel einfacher zugängliche Grün rund um die Kleinstadt verspricht. Aber – unser System will sich nicht ganz eindeutig festlegen, bemüht sich, ein Hintertürl offenzulassen. Damit das Nicht-Wissen und die Angst (wie das Neue, Gewünschte sich entwickeln wird), und der Schmerz (das Bekannte, Vertraute aufzugeben) nicht ganz so spürbar, nicht ganz so intensiv ist. Und weil Genuss und Sicherheit im Hier und Jetzt (eine Köstlichkeit für sofortiges „Sich Wohlfühlen“) oft verlockender ist als der zähere Weg zu einem nachhaltigeren, umfassenderen Wohlbefinden (gesund, fit und frei sein).

Ja, Aber

In Sitzungen mit KlientInnen zeigt sich dieses – sich nicht 100% festlegen wollen – oft als ein „Ja, aber“. Ich frage sie, ob sie ihren „Zustand“, das Gesamtpaket (Stimmung, Anspannung, Denkmuster,…), mit dem sie automatisch auf eine Situation reagieren, aufgeben, loslassen möchten – und sie stimmen zu, aber dann schwebt sofort ein „Aber“ im Raum. Ja, den Zustand schon aufgeben, aber doch so kontrolliert, dass die Entscheidung jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Ja, wieder tiefer atmen, aber doch an der Überzeugung festhalten, dass alle Bemühungen sowieso „wieder“ im Sande verlaufen werden. Ja, den Schritt eines Jobwechsels, einer Trennung, eines Umzugs anvisieren, aber in dem Bestreben, jede kleinstmögliche Konsequenz vorab abzuklären, im Status quo verharren.

Das Aber impliziert, dass wir vor der letzten Konsequenz zurückschrecken. Dass wir wollen, aber doch nicht so ganz. Das wir den Folgen unseres Handelns nicht mit voller Überzeugung zustimmen. Das wir eine (andere) Meinung zwar hören, aber Widerstand dagegen haben.

Klar ist es klug, die Für und Wider und möglichen Folgen einer gewichtigen Entscheidung abzuwägen. Mir fällt immer wieder die Doku über eine Familie ein, die der Idee folgte auszusteigen und irgendwo auf einer Insel ein kleines Beisl aufzumachen, um ein neues, entspannteres Leben zu beginnen. Und die ihr Hab und Gut verkauften, alle Brücken abbrachen und dann vor Ort feststellen mussten, dass das leider alles nicht so einfach war und die InselbewohnerInnen nicht auf dieses neue Beisl gewartet hatten.

Aber nachdem wir diesen wichtigen Prozess der Entscheidungsfindung hinter uns gebracht haben, uns mit Menschen ausgetauscht haben, auch mit Menschen, die eine Gabe dafür haben, sich alles was schief gehen könnte im Detail vorzustellen (und dich an diesen Horrorszenarien teilhaben zu lassen :-), damit du nichts, was es zu bedenken gibt, vergisst – dann ist es Zeit, das „Aber“ nach dem Ja wegzulassen. Und allenfalls mit einem „Und“ zu ersetzen.

Ja. Und.

Ja, du hast etwas zu sagen. Und du machst den Mund auf. Ohne Entschuldigung dafür, dass du existierst, dir diesen Platz ausgewählt hast, unbequem bist, eine andere Meinung vertrittst. Was impliziert, ja, ich höre was du sagst, und ich sehe die Lage so und so.

Ja, ich möchte in einer ruhigeren Umgebung leben und täglich Zugang zu Wald und Wiesen haben. Und ich sehe und stimme den Konsequenzen solch eines Umzugs zu. Ohne Widerstand gegen den schmerzhaften Verlust, der Teil so einer Entscheidung ist. Ohne Aber.

Ja, du möchtest dich beruflich verändern und du spürst und lässt die Ungewissheit zu, die ein solcher Schritt mit sich bringt. Ohne prophylaktische Verteidigung dieses Wunsches oder Ausflüchte, warum es doch nicht sein kann. Ohne Aber.

Ja, du willst den automatischen Seins-Zustand, den du immer wieder kreierst, wenn du wütend bist beenden und aufhören, für alles und jedeN automatisch Verständnis aufzubringen. Und du bringst den Mut auf, klar und kraftvoll zu sein und damit möglicherweise anzuecken.

Damit du dem näher kommst, was du eigentlich willst. Deinem Ja. Und.

Ohne dich zu rechtfertigen, ohne dich zu erklären, ohne Wenn und Aber.

Im September-Special geht es darum, dein Ja. Und. zu finden. Bei Interesse melde dich.

 

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