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Oder doch selbst in die Hand nehmen?

In meinem Blog von vor 4 Jahren (Juni 2019) habe ich schon einmal darüber geschrieben, wie sehr viele Menschen ihren Körper schlechter behandeln als ihr Auto oder Fahrrad. Viel hat sich seither anscheinend nicht geändert – was ich so mitbekomme, achten viele sehr wenig darauf, was sie ihrem Körper als Nahrung geben. Der soll halt einfach funktionieren, egal, was man ihm vorsetzt; und wenn es irgendwo zwickt und zwackt sollen schnelle Lösungen her – ein kleines Jaukerl hier, ein Tabletterl da, ein, zwei Massagen, Physio- oder Faszientherapien, und etwas, was sich über Jahre aufgebaut und summiert hat, soll wieder gut sein. Und zur Not kann man ja reinschneiden und das Gelenk erneuern – Österreich liegt z.B. sowohl bei Knie- als auch Hüft-Totalendoprothesen im internationalen Spitzenfeld (siehe https://www.sozialministerium.at/ Suche KnieTEP).

Häufig wird Patient*Innen suggeriert, dass das nur ein kleines Schnitterl sei, und dann sei alles wieder gut. Und häufig stimmt das auch wirklich, die OP ist wirklich notwendig, geht glatt über die Bühne, und danach ist man schmerzfrei und die Lebensqualität passt wieder. Sehr häufig ist es jedoch nicht so. Nicht umsonst gibt es den berühmten Chirurgen-Witz: „Sitzen ein paar Chirurgen beisammen. Fragt eine – Was ist die häufigste Rücken-OP, die sich die Patient*Innen sparen könnten? Antwort: Die erste.“

Tatsache ist, dass wir alle ein bisschen Glück brauchen, um gesund zu bleiben. Ist man erblich vorbelastet – wodurch auch immer – steigt möglicherweise das Risiko, an irgendetwas zu erkranken. Gerade dann ist es sehr wichtig, alles, was man selbst zur eigenen Gesundheit beitragen kann aufzubieten, damit das erhöhte Risiko nicht zum Tragen kommt. Und wenn das Risiko trotzdem zuschlägt, oder eine Operation unumgänglich wird, dann ist es eindeutig von Vorteil, wenn man alle anderen Belastungen so gering wie möglich gehalten hat (oder ab jetzt hält – es ist nie zu spät z.B. mit dem Rauchen aufzuhören). Der Körper kann dann mit dem zusätzlichen Stress einer OP besser umgehen. Und ein gut mit Nährstoffen versorgter, gesund ernährter, durchtrainierter Körper mit kräftiger, elastischer, saftiger Muskulatur kommt nach einem Eingriff auch ganz einfach schneller wieder in Gang.

Zusätzlich kannst Du mit einer gesunden Ernährung (stark gemüselastig, lokal, saisonal) auch noch einen Beitrag zum Umwelt- und damit Klimaschutz leisten. Das gilt auch für Bewegung – wenn Du statt dem Auto mit dem Rad fährst oder die Öffis benutzt und dabei mehr zu Fuß gehst, die Rolltreppen und den Lift vermeidest und stattdessen die Treppen hinauf läufst, hilfst Du Energie zu sparen.

Vor kurzem wurde eine sehr interessante Doku (Voll Verzuckert) über Zucker ausgestrahlt. Übermäßiger Zuckerkonsum erhöht nicht nur das Risiko, an Diabetes Typ II zu erkranken, sondern kann auch die Zähne, das Herz-Kreislaufsystem und das Gehirn schädigen; außerdem wird er vermehrt auch mit Krebs und Depressionen in Zusammenhang gebracht. Fruchtzucker ist davon nicht ausgenommen, d.h. auch wenn Du vermeintlich gesundes Süßes zu Dir nimmst – Trockenfrüchte, Obst, Smoothies, Obstsäfte – unser Körper ist für übermäßigen Fruchtzuckergenuss nicht ausgerüstet. Die Deutsche Apothekerzeitung schreibt: 

„Kleine Mengen Fructose stellen für die Leber kein Problem dar. Sie wird von den Leberenzymen abgebaut und ausgeschieden. Fluten jedoch große Fructosewellen in den Körper – zum Beispiel nach dem Genuss stark gesüßter industrieller Produkte, vor allem in flüssiger Form (Fruchtsäfte, Fruchtnektare, Softgetränke, Wellnessdrinks) –, ist die Leber in Not.

Was passiert? Weil es für Fructose keinen eigenen Körperspeicher gibt (wie Glykogen für Glucose) und auch keine Gegenregulation dabei hilft, das Überangebot von Fructose sinnvoll in Schach zu halten, rettet sich der Körper so: Die Leber fängt an, aus Fructose Fett zu produzieren und als Leberfett zu speichern. Eine Hyperlipidämie ist die gefährliche Folge

Für professionelle Ernährungsberatung kann ich Birgit Barilits von Ernährungssachen empfehlen. Hier nur kurz meine Laienüberlegungen zum für manche typischen „Wiener/Österreichischem Frühstück“:

Laut Google sollte der Zuckerkonsum bei einer Kalorienzufuhr von 2000 kcal/d 50g pro Tag nicht übersteigen (und 2000 kcal braucht schon mal nicht jede*R). Falls Diabetes ein Thema ist, sollte diese Menge halbiert werden.

Wenn das Frühstück bereits 0,25 l Fruchtsaft (18g Zu), 1 Semmel (3g Zu), 1 Scheibe Brot (2,5g Zu) und Nutella (1 EL = 15g = 8,4 g Zu) plus Obst im Müsli, Müsli, und Milch beinhaltet, dann bist Du damit bereits weit über der Hälfte für Deinen täglichen Zuckerverbrauch. Der halbe Liter Apfelsaft für zwischendurch oder zum Mittagessen schlägt dann noch einmal mit 50 g Zucker zu Buche. Das Eis am Nachmittag und die Kekse am Abend sind da noch gar nicht mit eingerechnet.

Das Zucker eine ungünstige Darmflora fördert war meine Hauptmotivation, meinen Zuckerkonsum stark zu reduzieren – die zuckerliebenden „schlechten“ Bakterien suggerieren uns ja, Appetit auf Süßes zu haben. Ich möchte einfach nicht von solchen Kleinstlebewesen ferngesteuert sein. Und ja, Zucker macht süchtig. Ich brauchte ca. 2 Wochen mit einem absoluten Zucker-Stop, dann war der Heißhunger auf Süßes extrem reduziert. Ich mag es immer noch und esse auch nach wie vor dunkle Schokolade und ab und zu Kuchen, aber ich „brauche“ es nicht mehr unbedingt.

Über die Wichtigkeit der Bewegung habe ich immer wieder geschrieben, zuletzt auch in den Tidbits, z.B. die interessanten Studien, die Daniel Lieberman in seinem Buch Exercised (große Leseempfehlung!) erwähnt hat. Zur Erinnerung: von sitzenden Tätigkeiten regelmäßig (stündlich) für zumindest 90 Sekunden aufstehen und etwas anderes tun – gehen, stehen, sich durchbewegen, was auch immer. Oder – 7x am Tag für 1 min außer Atem kommen, das ist dann die hohe Kür. Abgesehen von sich einfach bewegen, so wie gehen statt fahren, radfahren statt Auto- oder Öffifahren, Treppen steigen, Tanzen, Yoga, Pilates kommst Du nicht umhin, an Krafttraining und aktiven Muskelaufbau zu denken – je älter Du wirst, desto wichtiger ist das. Und – mehr Muskelmasse bedeutet einen höheren Grundumsatz – d.h. 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das war eine große Motivation für mich, mit Krafttraining zu beginnen – weil der Wechsel ist schon ein rechter Hund in Sachen Gewichtsregulation. Aber jetzt, da ich das regelmäßig mache, macht es mir auch einfach großen Spaß. Und hat meine Gelenkbeschwerden massiv reduziert. Das Pilatesstudio meines Vertrauens (das auch Langhanteln und Slingtraining im Repertoire hat ist https://www.pilatessystem.eu/

Und sonst gibt es auf dem Universitätssportzentrum Wien so ziemlich alles an Bewegungskursen, was man sich nur vorstellen kann: https://www.usi.at/

Wenn Du zu rauchen aufhören möchtest: Bei https://rauchfrei.at/ erhältst Du Unterstützung.

Alle, die wir gesund sind, können dafür sehr dankbar sein. Vieles liegt außerhalb unserer Kontrolle – wie unsere Gene ausschauen, ob wir eine Krankheit vererbt bekommen haben oder das Risiko an etwas zu erkranken.

Und vieles haben wir selbst in der Hand. Deine Ernährungsweise und wie bewegt Du Dein Leben gestaltest liegt neben der Entscheidung, ob Du rauchst, und ob und wie viel Alkohol Du trinkst, in Deiner Hand. Du bist der Chef. Du bist die Chefin.

 

 

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