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Ein Plädoyer für einen verantwortungsvolleren Umgang mit unseren Körpern.

Foto: Cora K. Hiebinger

Heuer habe ich das alljährliche Fahrradservice bei reanimated bikes – dem Fahrradgeschäft meines Vertrauens- noch nicht durchführen lassen – und ich und mein Rad merken es.

JedeR, der/die ein Fahrzeug besitzt, lässt es regelmäßig servicieren – und sei es nur, um das neue Pickerl zu bekommen. Die jährliche Thermenwartung ist sogar im Mietvertrag verpflichtend festgeschrieben – und vermutlich halten sich die meisten daran, wollen sie doch nicht einem vorzeitigen Tod durch CO-Vergiftung ins Auge blicken. Die meisten von uns fordern auch einen sorgsamen Umgang mit unseren Dingen ein, spätestens wenn wir sie verborgen.

Geht es jedoch um unsere Körper, denken wir nicht daran, dass auch der Aufmerksamkeit und Sorgfalt verlangt, um seiner einprogrammierten Langlebigkeit Rechnung tragen zu können.

„Altersgemäße Abnützung“ gilt als Diagnose und wird als normal und unumgänglich hingenommen. Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit toleriert und erlitten – bis es nicht mehr geht. Viele gehen erst dann zum Arzt/zur Ärztin. Und lassen sich eine Spritze geben. Danach landen sie dann oft in einem physikalischen Institut – oder auf dem OP-Tisch.

Elektro-, Thermo-, und manuelle Therapien sind durchaus in der Lage, Schmerzen zu lindern und den Heilungsprozess in Gang zu bringen. Und nichts gegen die chirurgischen Künste der westlichen Medizin – ohne sie wären manche meiner Liebsten nicht mehr am Leben – oder zumindest ihres Lebens nicht mehr froh.

Aber jemandem die Idee zu vermitteln, dass ein „neues Knie“ oder eine Bandscheiben-OP die Lösung aller Probleme darstellt ist meines Erachtens grotesk. Viele der PatientInnen, die ich in meinem Praktikum in der Reha kennenlerne sind wandelnde Ersatzteillager. Schmerzen haben sie jedoch noch immer.

Meiner Tante (81) wurden letztes Jahr gleich 2 (!!!) neue Hüften eingesetzt. Während die erste wirklich nötig war, und zu einer sofortigen, umfassenden Erhöhung ihrer Lebensqualität beitrug, war die zweite ein Disaster. Trotz familiärer Zweifel, ob wirklich die Hüfte das eigentliche Problem sei, wog die Meinung des Orthopäden stärker – jetzt ist meine Lieblingstante von heute auf morgen alt und gebrechlich geworden – und die Schmerzen sind geblieben.

Eine andere ältere Dame (fast 90), der ich in der Reha die Schulter behandeln durfte, geht nach drei (!!!) Knie-TEP*-OPs am selben Knie seit nunmehr 7 Jahren auf Krücken. Die Schulter ist in denkbar schlechtem Zustand, bekommt aber, solange die Patientin nicht von den Gehhilfen wegkommt, kaum eine Chance auf Besserung. (*Totalendoprothese)

In einem Artikel in der Zeit: „Tatort Wirbelsäule“ stellen 3 ÄrztInnen in einem Interview anonym einstimmig fest, dass ein Großteil der Rücken- OPs nicht notwendig sei und die Probleme nicht nur nicht beseitigen, sondern sogar neue solche schaffen könnten. Und nicht umsonst haben physikalische Institute StammkundInnen, die seit Jahrzehnten regelmä0ig zur Therapie kommen – für die immer gleichen Beschwerden. Denn ohne grundlegende Veränderung – der Haltung, der Ernährung, des Bewegungsverhaltens – eben des Umgang mit dem eigenen Körper – ändert sich eben eher selten nachhaltig etwas.

Kein Mensch würde eine Brücke, bei der die Statik nicht stimmt für den Verkehr freigeben.

Jedes Handelsunternehmen wird die ständige Überschreitung der maximalen Tragfähigkeit seiner Transportfahrzeuge vermeiden, um Achsenbrüche und sonstige strukturelle Ermüdungserscheinungen hintan zu halten.

JedeR  FahrzeughalterIn verwendet das passende Motoröl, um die Langlebigkeit ihres Gefährts zu gewährleisten.

Nur bei unseren Körpern tun alle Beteiligten meist so, als ob der Umgang den wir mit ihm pflegen keine Konsequenzen hätte.

Eine Supraspinatus-Sehne z.B. verkalkt meist aufgrund einer jahrelangen Fehlhaltung der Schulter – nicht automatisch weil man älter wird. Wird diese Fehlhaltung nicht entlernt, wird Therapie vielleicht kurzfristig helfen aber selbst eine OP keine nachhaltige Besserung bringen. Zu lernen, die Schulter anatomisch körpergerecht zu platzieren und funktionsgerechte zu bewegen, variantenreiche Be- und Entlastung, Kraft und Flexibilität – kann uns einer Lösung näher bringen.

Und dafür ist es selten zu spät. Denn der Körper verzeiht vieles und hat eine unglaubliche Resilienz und Lernfähigkeit.

Für jedes Gerät, dass sich uns nicht intuitiv erschließt gibt es eine Bedienungsanleitung. Vielleicht wird es Zeit, uns eine für unseren Körper zuzulegen.

 

 

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