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Foto: Cora K. Hiebinger

Ein Blick auf die Grinberg-Methode (Teil 1)

Ich schreibe zwar bereits seit 2015 jeden Monat einen Blogartikel, in dem es auch immer wieder um meine Arbeit als Grinberg-Praktikerin geht. Lustigerweise habe ich aber noch keinen Beitrag ganz dem Wie und Warum dieser Arbeit gewidmet. Über die Grinberg-Methode und darüber, wie ein Lernprozess funktioniert spreche ich mit jeder und jedem in der ersten Sitzung. Wir klären die Begriffe Lernprozess, Fußanalyse, Zustand und Stoppen.  Kürzlich fragte mich ein Klient, wie es danach weitergehe: wie integriert man das Erlernte, Erreichte in den Alltag, wie legt man es auf andere Situationen um? Was bringt es, unsere Zustände zu „stoppen“?

All das lässt sich im Rahmen von maximal 1000 Wörtern für mich auch nicht abhandeln. Hier also der Auftakt zu einer ganzen Serie von Beiträgen zum Thema Grinberg-Methode, Fußanalyse, und Lernprozess, Integration in den Alltag, Stoppen und Benefits.

Ah, Grindberg, dass ist das mit den Füßen“.

Viele haben eine vage Ahnung davon, was die Grinberg-Methode ist. Und ja, die Informationen, die ich als Praktikerin aus der Betrachtung und Berührung der Füße erhalte, zeigen mir die Richtung an in der ich dir Fragen stellen kann, um das Thema zu erarbeiten, um das es eigentlich geht. Und auch zu sehen, wie dein Grundpotential ausschaut, d.h. welche Qualitäten dir in die Wiege gelegt worden sind. Da geht es z.B. darum, wie stark Deine Möglichkeiten nach außen zu gehen, mit anderen zu interagieren (sprich z.B. Dein Kommunikationstalent, Deine Team-, und Leadership–Fähigkeit) eigentlich ausgeprägt wären. Wie sehr Dein Körper, Dein Wesen diese Qualitäten eigentlich ausleben möchte und könnte – wenn Du ihn denn ließest.

Wenn klar ist, was in Deinem Leben Du verändern möchtest – weil Du in einer bestimmten Situation eine deiner Qualitäten zurückhältst oder eben auf eine Art und Weise reagierst, die Du ändern möchtest, nutzen wir deinen Körper, um Dir klar vor Augen zu führen, wie du in der betreffenden Situation wirst- welchen Seins-Zustand du kreierst. Oder wie Du verhinderst, dass du die besagte Qualität auslebst.

Dein Zustand

Denn üblicherweise brauchst Du an so eine relevante Situation nur denken, und schon kriecht Dir diese automatische Reaktion in die Knochen – Du wirst so, wie Du auch in der besagten Situation bist oder wie Du bist, wenn Du Deine Qualitäten versteckst. Darum frage ich auch immer wieder nach – denn je mehr du im Detail beschreibst, was in der Situation üblicherweise passiert, desto deutlicher wird Dein „Zustand“, mit dem du deinen Beitrag dazu leistest, dass die Situation eben immer wieder genau gleich abläuft. Und dann kann man ihn einfach ablesen.

Manifestation von Zuständen

Dieser Seins-Zustand, den du automatisch kreierst, manifestiert sich auf verschiedenen Ebenen. Körperlich in Form von Anspannung oder Anstrengung in bestimmten Bereichen, kaum Spüren oder gar Dich „Abschneiden“ von anderen; ein bestimmter Atemrhythmus, der meist in Richtung postmoderner Minimalismus geht. Eine gewisse Art, die Augen zu verwenden, dich selbst und die Welt um dich herum zu sehen. Einer ganz spezifischen Körperhaltung.

Oft weniger gut greifbar sind die Auswirkungen, die dein Zustand auf anderer Ebene hat: wie denkst du, was denkst du, welche Sicht auf die Welt hast du? Was hast Du über dich oder andere zu sagen? Wie nimmst du deine Umgebung wahr, welche Stimmung kreierst du, welche Gefühle steigen hoch? Wie ist deine Stimme, wie sprichst du, wie präsent, selbstwirksam, kraftvoll fühlst du dich?

Täglich grüßt das Murmeltier

Alle Bestandteile deines Zustands tragen dazu bei, dass die Situation, die du verändern möchtest immer wieder sehr ähnlich abläuft. Täglich grüßt das Murmeltier halt. Weil du gehst ja auch immer wieder im gleichen Zustand in die Situation, hast Erwartungen daran, was passieren wird, wie deine Umgebung auf dich reagieren wird. Und wenn in die Situation Menschen involviert sind, mit denen du in einer Beziehung stehst – Partner*In, Chef*In, Kollge*In, Freund*In, dann kommt es zu einem ausgeklügeltem Tanz der Zustände miteinander. Sie „wissen“, wie Du reagieren wirst, du „weißt“, was sie sagen und tun werden. Und solange ihr beide an Euren fixen Reaktionen festhaltet, solange wird sich auch so schnell nichts verändern. Weil die Zustände gut aufeinander eingespielt sind und sich gegenseitig bedingen: Dein*E Partner*In macht X1, Du reagierst mit Y1, auf Dein Y1 folgt Ihr X2, Du reagierst automatisch mit Deinem Y2, …. schon gibt es einen Konflikt nach Schema F. Da Du niemanden außer dich selbst ändern kannst, kannst Du zwar nichts gegen das erste X machen – aber du kannst dich entscheiden, nicht mehr mit Deinem Y1 zu reagieren. Und schon ist die Kette des ewig gleichen Ablaufs durchbrochen.

Wir erlernen Zustände

Woher kommen nun diese Zustände, diese automatischen Reaktionsweisen, die wir alle in irgendeiner Form abspulen, wenn uns unser ganz persönlicher Trigger begegnet und wir diesen Automatismus nicht ganz bewusst durchbrechen?

Es sind – neben unserer Persönlichkeit – einfach Strategien, die wir im Laufe unseres Erwachsenwerdens gelernt haben. Falls Du Geschwister hast – schau Dir mal an, wie unterschiedlich ihr oft auf dieselbe Situation reagiert: wenn Du ein*E Erstgeboren*E bist, hattest Du ja vielleicht noch mehrere Auswahlmöglichkeiten, wie Du in Deiner Familie zurechtkommen, Aufmerksamkeit erhalten, oder Deinen Willen durchsetzen konntest. Bist Du in ein bereits bestehendes Familiengefüge hineingeboren worden, waren gewisse Rollen und Plätze schon besetzt. Vorzugsschülerin und ganz brav sein war in meiner Familie schon besetzt, ich verlegte mich dann eher aufs „Spompanadeln“ machen und ein bisschen Dramatik – was mir in meiner Tanzkarriere auf jeden Fall gute Dienste geleistet hat.  Gleichzeitig hatte ich als drittes Kind auch mehr Freiheiten als meine große Schwester; als Alleinerziehende mit drei Kindern hatte meine Mutter einfach gar keine Zeit mehr, mich so genau zu beäugen wie meine Schwester, die noch dazu überhaupt das erste Kind der neuen Generation in der ganzen näheren Verwandtschaft war.

Wir üben Zustände bis sie uns beherrschen

Die Zustände speisen sich also aus einer Strategie (um z.B. Aufmerksamkeit zu erhalten kann man ganz, ganz brav sein und super Noten nach Hause bringen – oder man kann ständig aufmüpfig sein, oder man wird der Klassen-Clown,…..) oder aus Erfahrungen. Wenn Du z.B. bei deiner ersten Redeübung in der Volksschule einen großen Patzer machst und Dich alle auslachen oder Du eine schlechte Note, negatives Feed-Back bekommst, gehst Du beim nächsten Mal möglicherweise schon mit weniger Sicherheit ins Rennen – und prompt vergisst Du deinen Text und verhaspelst dich ständig. Und so sorgt deine Reaktion auf den Trigger: „Vor Leuten sprechen“ – der Zustand den du in der Situation kreierst – dafür, dass es jedes Mal wieder nicht so gut funktioniert. Und mit jedem Mal, wo du die Erfahrung machst, dass es nicht gut funktioniert, verfestigt sich deine Reaktion auf die Situation. Bis Du irgendwann überzeugt bist, dass du nicht vor Leuten sprechen kannst. Und es auch wirklich nicht mehr kannst. Weil Dein Zustand vielleicht beinhaltet, dass du kaum mehr atmest, Schweißausbrüche hast, du kaum noch denken kannst, du vor lauter Anspannung im Hals und in der Zunge keinen geraden Satz mehr herausbringst. D.h. der Zustand sorgt dafür, dass du dich ewig weiter selbst darin bestätigst in der Schlussfolgerung, die du vielleicht im Alter von 9 Jahren gezogen hast: Sprechen vor Leuten ist furchtbar.

Ballast ist immer schwieriger zu kontrollieren

Wenn Du dann erwachsen bist und in deinem Job vor Leuten sprechen sollst, dann gehst Du quasi mit Jahrzehnten an Ballast in die Situation. Der Ballast – inklusive Aufregung oder gar Angst vor der Situation – entspricht aber eigentlich nicht zur jetzigen Situation, wo es um eine Präsentation geht, die du halten sollst. Sondern der Ballast setzt sich aus den vielen Gelegenheiten zusammen, bei denen du in den letzten Jahrzehnten schlechte Erfahrungen mit Vorträgen gemacht hast. Das ist wie wenn du Deinem Liebsten in einem Streit die Wut der letzten 30 Jahre entgegenschleuderst, in der alles mitschwingt, was du als Frau schon an Ungerechtigkeiten erfahren hast. Aber eigentlich gehört ihm nur ein Promill dieses Ärgers. Der Rest ist einfach Ballast, den du seit Jahren mitschleppst und der immer schwieriger wird, unter Kontrolle zu behalten. Das ist einer der Gründe, dass die Arbeit an unseren Zuständen für bessere Beziehungen sorgt. Mehr dazu im nächsten Blog.

Falls Du neugierig geworden bist – bis Ende des Monats hast du die Möglichkeit Sitzungen zum vergünstigen Preis auszuprobieren. Und falls Du Fragen hast – melde Dich!

 

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