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Foto: Cora K. Hiebinger

Gibst Du Dir auch manchmal selbst Anweisungen oder beglückst Dich mit entmutigenden Kommentaren? So wie: „Stell dich nicht so an!“, „Ich werde das nie lernen“, oder „Na, das wird ja eh wieder nichts“?

Oder lässt Du in Gedanken bereits vergangene Gespräche Revue passieren und überlegst, was dein Gegenüber wohl geantwortet hätte, wenn Du nicht gesagt hättest, was Du gesagt hast, sondern Dir schon da diese eine, alles klärende, grandiose Formulierung eingefallen wäre?

Oder malst Du Dir Szenarien aus, die noch in der Zukunft liegen, und spielst jede nur erdenkliche Abfolge inklusive der dazu passenden, möglichen Reaktionen der anderen durch?

Die Herausforderung

Egal, welches Ziel sie in ihrem Lernprozess verfolgen – das Gequatsche im Kopf ist für viele meiner Klient*Innen eine der größten Herausforderung. Von der nicht enden wollende Wiederholung von „Ich kann das nicht“, „Die Anderen tun sich viel leichter“ ist es nicht so weit zur Überzeugung, dass ich es – als Einzige – nie können werde. Und es ist natürlich nichts einzuwenden gegen ein gewisses Maß an Vorbereitung auf wichtige Unterredungen. Aber da wir ja nie genau wissen, wie unser Gegenüber zum Zeitpunkt der Diskussion drauf sein wird, welche Argumente er oder sie parat hat, und wie sich das Treffen insgesamt entwickeln wird, ist es sicher zielführender, uns um allgemeine Klarheit, Flexibilität und Entspannung zu bemühen, damit wir der Situation gewachsen sind, egal wie sie sich entwickeln möge. So stellen wir auch sicher, dass wir authentisch bleiben und nicht wie die meisten NLP-geschulten PolitikerInnen heutzutage nur vorgefertigte, einstudierte Worthülsen wiederholen ohne auf Fragen einzugehen.

Wenngleich sich viele wünschen, dass es mal still sei „da oben“ und sie nicht in Endlosschleifen von Bewertungen und „hätt ich doch“ gefangen wären,  finden es die meisten schwierig, den Kopf zur Ruhe zu bringen, können deswegen nicht einschlafen, oder sich nicht gut konzentrieren auf eine Realität die vielleicht so schlimm gar nicht ist. Auch ich kämpfte lange damit, meinen inneren Monolog, der gefühlt ständig dahinratterte abzustellen.

Die Chef*Innen unserer Aufmerksamkeit sein

Meine Mutter hat uns als Kinder regelmäßig vorgelesen. Ihr Trick uns zum Lesen zu verleiten war, einen Cliff-Hanger einzubauen. So beendete sie die Vorlesestunde beim Hotzenplotz oder der kleinen Hexe an Stellen, die ganz besonders spannend waren und forderte uns auf, nun selbst weiterzulesen. Was dazu führte, dass wir zu Leseratten wurden. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Schwester lesend im Kinderzimmer saß, meine Mutter ihr mehrmals aus der Küche rief und sie immer wieder mit einem sich nicht festlegenden „Ja“ antwortete, ohne ihren Lesefluss zu unterbrechen. „Ja, gleich“ hörten die Erwachsenen häufig von uns. Ja, gleich, nur noch diese Seite, dieses Kapitel, (dieses Buch). Wir waren im Buch, in der Geschichte. Unsere Aufmerksamkeit davon gefesselt.

Jede*r von uns hat spätestens in der Schule gelernt, gewisse Dinge nicht zu hören, ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Eine selektive Schwerhörigkeit, die uns erlaubt, für uns Interessantes deutlich zu verstehen, selbst wenn es im Flüsterton drei Reihen weiter vorne erzählt wird, und direkt an uns gerichtete Aufträge geflissentlich zu überhören.

Gleichzeitig lernen wir relativ schnell, dass uns manchmal ein Bären aufgebunden werden soll, und glauben früher oder später einfach nicht mehr alles, was uns so erzählt wird.

Nicht alles glauben

Und genau das ist der Trick, den wir anwenden können, um unseren Kopf zur Ruhe zu bringen: nur weil da eine Stimme – die vielleicht nicht einmal wirklich unsere eigene ist – z.B. zu uns sagt, wir könnten dieses und jenes nicht zuwege bringen, müssen wir es nicht glauben.

Ein Musiklehrer hat einmal bei einem Vorsingen für den Schulchor 2 Akkorde angeschlagen und mich dann mit den Worten „unreiner Alt“ nach Hause geschickt. So glaubte ich jahrzehntelang, dass ich a.) eine tiefe Stimme habe und b.) nicht singen kann. Als ich mit über 40 Gesangsstunden nahm hat eine Lehrerin mit mir aufgewärmt und mich dann als hoher Sopran eingestuft. Und mir ein Kompliment dafür gemacht, dass ich ohne Training 3 Oktaven Stimmumfang hatte. Man muss also nicht alles glauben, was Andere im Laufe unseres Lebens zu oder über uns gesagt haben. Genauso wenig, wie man glauben muss, dass eine Person des öffentlichen Lebens keinen Laptop besitzt. D.h. wir müssen nicht alles glauben, was unser Kopf so verzapft. Vor allem, wenn es immer wieder das gleiche ist.

Der Sirenen-Trick

Den zweiten Trick nenne ich den Sirenen-Trick – wir haben die Freiheit, wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Und so können wir wie Odysseus den Sirenen unseres inneren Monologes, den Bewertungen, Diskussionen, folgen. Oder wir entscheiden uns immer wieder aufs Neue zu atmen, unseren Körper zu spüren, unser Gewicht abzugeben.

Auch wenn zu Beginn die Phasen der Stille nur kurz währen, je öfter wir unsere Chef*Innen-Rolle übernehmen und uns die Freiheit nehmen zu entscheiden, wer und was unsere Aufmerksamkeit erhält und wem oder was wir glauben und als wahr einstufen, desto länger werden die Zeiten der Ruhe im Kopf. Und irgendwann entsteht wieder ein Gleichgewicht, in dem der Verstand sich nur noch zu Wort meldet, wenn es was zu sagen gibt, er eine konstruktive Idee entwickelt hat. Weil der Körper als Gegengewicht präsent und in der Realität ist, wir uns spüren, atmen und mit beiden Beinen im Leben stehen.

Probier es mal aus. Die Jahreszeit ist ja ganz danach. Du wirst es genießen.

 

 

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