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Foto: Cora K. Hiebinger

Seit September biete ich jeden Donnerstag Sitzungen in Linz, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, an. Nachdem ich mittlerweile schon doppelt so lange in anderen Städten  lebe als in Linz, hat mich das plötzliche Bedürfnis, wieder mehr Zeit in Oberösterreich zu verbringen doch etwas überrascht (und nicht nur mich 🙂 ). Und obwohl ich trotz dieser langen Abwesenheit vor jedem Besuch in Linz immer kundtat, dass ich „nach Hause“ fahre, kam ich auch immer „heim“ wenn ich wieder in Wien (oder New York) ankam.

Das Gefühl, dass sich jetzt in mir breit macht, wenn eine Linzer Klientin ein typisch oberösterreichisches Wort verwendet, das ich in Wien so nie zu hören bekomme – oder wenn ich in OÖ den Blick schweifen lasse in die Landschaft, die doch eine sehr andere Qualität hat als die rund um Wien, ist eines, das Du sicher kennst. Ob es nun ein Lieblingsplatz im Wohnzimmer ist, auf den du dich mit Kuscheldecke zurückziehst, wenn du nach einem langen Arbeitstag nach Hause zurückkommst, oder ein Lieblingsort in der Natur, auf den du dich regelmäßig begibst, um Entspannung zu finden. Selbst in Pilates-Gruppenstunden platzieren die meisten ihre Matte immer wieder auf denselben Platz. Ein Platz, den wir manchmal in Seminaren zu suchen aufgefordert werden – geht im Raum herum und bleibt da, wo es sich stimmig anfühlt. Es ist eine Stimmigkeit, ein Wiedererkennen. Es sind Augenblicke des zur Ruhe Kommens, des Ankommens, wo du die Gewissheit spürst, dass – jetzt gerade – alles gut ist, alles passt, so wie es ist.

Und wahrscheinlich kennst du das Gefühl auch von Sitzungen. Wenn sich plötzlich eine Selbstverständlichkeit breit macht, Du für eine Weile aufhörst gegen den Status Quo anzukämpfen, gegen das, was nicht so ist, wie du es gerne hättest; und stattdessen im Einklang bist mit dem was ist. Damit, was und wie Du bist. Zustimmst, dass es ist, wie es ist – selbst wenn da Schmerz ist, oder Angst. Kein Gefangen-Sein in einem Zustand, keine Enge oder Einschränkungen, die du dir selbst auferlegst. Du bist einfach. Ich nenne diese Empfindung, dieses „Einfach-Sein“ auch „Ohne-Extra“ oder „Wesen“ sein. Ohne irgendwelchen Strategien, Glaubenssätzen, Überlegungen dazu, wie wir sein sollen, was wir zu tun haben. Nichts-Angelerntes, Geübtes, sondern ein simples „Ich bin“. „Du bist“. Der Inbegriff von Körper sein – eben ohne Extra. Ein Seins-Zustand, der sich häufig genüsslich anspürt, oder zumindest Erleichterung verschafft.

Heimkommen in den Körper – und die Vorteile davon

Dieses bei sich ankommen, heimkommen in den Körper hat viele Vorteile.

Am offensichtlichsten ist wahrscheinlich, dass Du, wenn Du kein „Extra“ machst, weniger Energie verbrauchst. D.h., statt die Schultern hochzuziehen und das Kiefer anzuspannen, lässt du beide Bereiche locker und atmest tief. Statt Körperbereiche abzukapseln und nicht bzw. wenig spürbar zu machen, schenkst du ihnen Aufmerksamkeit. Statt im Kopf mit immer wiederkehrenden Gedanken beschäftigt zu sein, genießt du die Stille in und um Dich. Die Energie, die du dir ersparst (weil du kein „Extra“ machst) kannst du dann für sinnvollere Dinge verwenden: Dinge, die dir Spaß machen – oder du steckst sie in deine Arbeit und die geht dir dann leichter von der Hand, ist erbaulicher, und es bleibt dir mehr Freizeit weil du mit deinen Aufgaben schneller fertig bist.

Die Extras, die wir uns und unserem Körper antun, kosten nicht nur Energie, sie reduzieren auch häufig unser Wohlbefinden. Entweder, weil wir durch die ewige Anspannung unseres Schulter- und Nackenbereichs auch häufig Kopfschmerzen haben, oder weil wir vor lauter Einziehen unseres Bauchs unsere Verdauung behindern und er mit Aufgebläht-Sein reagiert. Abgesehen davon kann es sich – wie oben bereits erwähnt – sehr wohlig und genüsslich anfühlen, einfach der Körper zu sein, der man ist. Ohne an ihm herumzunörgeln und zu -zupfen.

Die Extras betreffen natürlich nicht nur überflüssige Anstrengung in bestimmten Körperteilen, sondern eben auch Glaubenssätze oder die Art, wie wir in bestimmten Situationen automatisch denken. Und vielleicht ist ja die Überzeugung – „Das wird eh wieder nichts“ oder „Die anderen können das alle viel besser“ nicht wirklich deine, ganz persönliche Überzeugung, sondern etwas, was du von irgendjemandem häufig gehört und dann übernommen hast, oder was – als du 4 warst und alle anderen schon 8, damals zwar gestimmt, heute aber keine Gültigkeit mehr hat.

Wenn KlientInnen in Sitzungen diesen Zustand des Selbstverständlich-Seins, Körper-Seins erfahren, ist oft auch eine spürbare Erleichterung im Raum. Kein Wunder eigentlich, dass unsere Körper froh sind, wenn sie die Extras, die wir ihnen abverlangen (Lächeln obwohl uns nicht danach zumute ist, den Mund halten, obwohl wir etwas zu sagen hätten, die Zähne zusammenbeißen, obwohl uns zum Weinen ist, ….) aufgeben dürfen.

Wenn wir davon ausgehen, dass jede und jeder von uns ein ganz außergewöhnlich einzigartiges Wesen ist mit ganz bestimmten Charakteristika und Qualitäten, dann ist neben all diesen persönlichen Vorteilen des Heimkommens in den Körper auch noch die Welt an sich eine Gewinnerin wenn wir heimkommen. Denn wenn Du die Fähigkeit hast, besonders einfühlsam zu sein und die verschiedensten zwischenmenschlichen Schwingungen nicht nur wahrnehmen, sondern auch verstehen kannst – und dieses Talent nicht in die Welt bringst, weil du immer darauf gedrillt wurdest, doch besser mit harten Fakten zu jonglieren – ist die Welt ein ärmerer Ort.

Wenn du aber bei deiner Selbstverständlichkeit ankommst, ist es leichter zu spüren, was du liebst und brauchst – und im Bestreben, das dann zu verwirklichen, in dein Leben zu bringen, kommst nicht nur du deinem persönlichen Glück näher, sondern machst gleichzeitig die Welt zu einer besseren.

Hartmut Rosa schreibt in seinem neuen Buch: Resonanz:

„Das Leben aber gelingt, … nicht per se dann, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern, so banal, ja tautologisch dies zunächst klingen mag: wenn wir es lieben. Wenn wir eine geradezu libidinöse Bindung an es haben. Es, das sind dabei die Menschen, die Räume, die Aufgaben, die Ideen, die Dinge und Werkzeuge, die uns begegnen und mit denen wir es zu tun haben. Wenn wir sie lieben, entsteht so etwas wie ein vibrierender Draht zwischen uns und der Welt.“

Wenn wir Körper sind, ist da nicht nur ein einzelner vibrierender Draht, sondern wir können uns über die gesamte Körperoberfläche mit der Welt verbinden. Und spüren, was ist.

Wenn Du Lust hast, Deine Selbstverständlichkeit zu entdecken – probier eine Sitzung aus: jeden Donnerstag von 9 – 14h in Linz, den Rest der Woche wie gehabt in Wien. Im Oktober mit dem Codewort: „Körper-Sein“ für NeukundInnen zum halben Preis.

Hier noch eine kurze Übung zum Ausprobieren:

Am besten du legst dir gute Musik auf, und bewegst dich im Rhythmus dazu, so wie es dir angenehm ist. Schau, dass du nicht einfach ins Disco-Fieber gleitest sondern wirklich bewusst deine Beine, dein Becken, den ganzen Körper spürst und sich bewegen lässt.

Dann bleib stehen (oder setzt dich aufrecht hin). Die Füße sind satt auf dem Boden platziert, du gibst dein Gewicht an den Untergrund ab.

Nimm ein paar tiefe Atemzüge.

Dann atme ein (tief aber ohne Anstrengung)

halte den Atem und spanne den Körper an (nicht 100%, aber so ca. 75%)

stell dir vor, du legst alles an Ablenkungen, Sätzen die im Kopf herumschwirren, in das nächste Ausatmen.

Atme aus mit „TSSSSSSS“.

Atme weiter.

Spüre den Boden unter dir und lass deine Fußsohlen Wurzeln schlagen, dehne deine Wahrnehmung nach unten in den Boden aus.

Auch das mach ohne Anstrengung, erlaube es einfach, dich mit dem Boden zu verbinden.

Dann spür den Raum über dir und dehne deine Wahrnehmung nach oben aus.

Mach das einige Atemzüge lang, ohne jegliche Anstrengung.

Dann spür noch einmal nach unten und nach oben, dehne deine Wahrnehmung aus.

Dann nimm die restlichen 4 Richtungen – nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts auch mit und dehne deine Wahrnehmung, den Raum den du einnimmst auch in diese Richtungen aus.

Lass dich von Wänden, Decken, anderen Gegenständen oder Personen nicht aufhalten. Erinnere dich immer wieder daran, dass das Ganze kein Kampf ist, sondern ein natürlicher Seins-Zustand unseres Körpers – wir – als Wesen – hören nicht an unserer Hautoberfläche auf. 🙂

Willkommen daheim.

 

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