Foto: Cora K. Hiebinger
Aufräumen und mich von Überflüssigem zu trennen stand nun schon ein paar Mal auf meiner Liste guter Vorsätze für das neue Jahr. Mittlerweile habe ich auch genügend Werkzeuge erlangt, um in die Gänge zu kommen und meine Vorsätze wirklich umzusetzen. Eine große Hilfe ist jeder weitere Geburtstag den ich feiere – da der mich daran erinnert, dass ich die Halbzeit bereits überschritten habe (obwohl ich gesunde 120 werden möchte da ich noch viel vorhabe 🙂 ). Jedenfalls sinkt meine Toleranzgrenze hinsichtlich Zeitverschwendung und insgesamt gegenüber allem, was ich nicht in meinem Leben haben möchte mit jedem Jahr drastisch.
Bevor ich mich nun also von einigen meiner Bücher getrennt habe, bestellte ich noch das „Buch der Woche“, das meine Buchhändlerin Anna Jeller im Rahmen des Superfly-Buchtipps vorgestellt hat: „Magic Cleaning. Wie richtiges Aufräumen ihr Leben verändert“ von Marie Kondo. Die Japanerin schreibt, dass es für richtiges Aufräumen und Besitz-Reduktion hilfreich sei, eine gewisse Reihenfolge beim Durchmustern einzuhalten (vom einfachen zum schwierigen)– und das Du jedes Teil in die Hand nehmen solltest, um zu spüren, ob es Dich glücklich macht oder nicht. Und wenn nicht, dann gehört es weg. Was dazu führt, dass Du nach erfolgreichem Ordnung-Schaffen nur mehr von Dingen umgeben bist, die Dein Herz erfreuen! Was für ein großartiges Konzept! Als Unterstützung für das Loslassen von Geschenken, Briefen, Fotos und anderen Dingen mit sentimentalem Wert führt sie an, dass die betreffenden Gegenstände ihre Aufgabe im Augenblick des Erhalts erfüllt haben, in dem sie Dir damals Freude bereitet haben. Dieser Ansatz erleichtert die Trennung ganz ungemein – und so konnte ich sogar Bücher weggeben (was ich bislang für unmöglich gehalten habe), die jetzt in einem neuen Heim neue LeserInnen erfreuen.
Ich bin noch lange nicht fertig mit dem Ausmustern, aber immerhin haben bisher 10 große Kisten meine Wohnung verlassen. Kondo berichtet von den verschiedensten erstaunlichen Auswirkungen, die das „Magic Cleaning“ auf unser Leben hat; eine Rezensentin meint: „Der Generalangriff auf das alltägliche Chaos macht uns zu selbstbewussten, zufriedenen, ausgeglichenen Menschen.“ – ich kann berichten, dass bereits jetzt eine gewisse Leichtigkeit Einzug bei mir hält – und sich ein Mehr an Klarheit, Ordnung und Übersichtlichkeit auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt.
Das Konzept des Loslassens von Dingen, die Dich nicht glücklich machen kann natürlich auch aktiv auf andere Bereiche des Lebens umgelegt werden. Im letzten Passion-Project Workshop ging es um Respekt unserem Körper gegenüber – und wie oft wir unsere Grundbedürfnisse nicht erfüllen. Es lohnt sich vermutlich, die zu Durchforsten, um zu sehen, ob da „alles in Ordnung“ ist – d.h. Essen, Schlafen, Trinken, Sexualität, Bindung und Beziehung, Autonomie und Selbstbestimmtheit, Anerkennung und Selbstwert, Individuelle Identität, Körperliches Wohlbehagen, und Sinn und Spiritualität – oder ob Aufräumbedarf besteht.
Vielleicht helfen Dir ja folgende (und ähnliche) Fragen, um unangenehme, irritierende „Un-Ordnung“ in Deinem Leben aufzuspüren. Wie bei den zu „kondoisierenden“ Dingen solltest Du in Dich hineinspüren, und nicht nur vom Verstand antworten. Dazu kannst du eine der Übungen machen, die du in einem der Passion-Project-Workshops oder in Deinen Sitzungen gelernt hast, oder die ich in einem meiner Blogs bereits vorgestellt habe. Oder du nimmst dir einfach 5 – 10 Minuten Zeit, um zu deiner Lieblingsmusik zu tanzen, oder Dein Lieblings-Workout zu machen – Hauptsache, du bringst deine Aufmerksamkeit bewusst in den Körper – damit er dir die Antworten gibt und nicht nur dein Kopf. Dann setz dich hin und richte deine Aufmerksamkeit auf einen der Bereiche – beginne mit dem, der am wenigsten „geladen“ scheint, der für dich am einfachsten hand zu haben ist. Zum Beispiel:
Macht mich mein Essen glücklich? Esse ich die richtige Menge, zur passenden Zeit, achte ich genügend auf die Qualität der Zutaten, sorge ich für Abwechslung? Ist das Lokal, in dem ich regelmäßig zu Mittag esse wirklich die beste Wahl, oder ist es einfach bequem, weil es gleich ums Eck vom Büro ist?
Machen mich mein Schlaf und meine Ruhepausen glücklich? Schlafe ich genug und ist die Erholung für meinen Körper und Geist ausreichend? (Eine Messung der Herzraten-Variabilität kann z.B. aufzeigen, ob Dein System wirklich genügend hinuntergefahren wird und damit umfassende Regeneration ermöglicht.)
Macht mich meine Arbeit glücklich? Bin ich mit meinem Arbeitsbereich zufrieden, gibt es Konflikte im Team, die meine Begeisterung für meinen Job dämpfen und die es anzusprechen gilt? Sind meine Arbeitszeiten ok für mich oder möchte ich eigentlich mehr, weniger, zu anderen Zeiten arbeiten? Gibt es eine Möglichkeit, mehr Flexibilität zu haben?
Machen mich meine Beziehungen glücklich? Erlauben sie mir weiter zu wachsen und andere wachsen zu lassen? Ist Geben und Nehmen ausgeglichen, oder hat eine Person stets das Nachsehen? Erfahre ich Wohlwollen und Rückhalt von meinem Gegenüber oder werde ich unter Stress bewertet und klein gemacht? Gibt es Raum für Konflikte und Meinungsverschiedenheiten oder ist jede kleine Diskrepanz Grund genug das Handtuch zu werfen? Besteht eine Basis des Vertrauens, uns aufeinander verlassen zu können und dass ein grundsätzliches Einverständnis darüber besteht, an sich und der Beziehung arbeiten zu wollen? Erinnern sich alle Beteiligten immer wieder daran, dass sie diese Beziehung führen wollen? Ist eine Entschuldigung für einen begangenen Fehler eine ehrliche Aussage dazu, dass es mir leid tut und ich alles daransetzen werde, denselben Fehler nicht wieder zu begehen, oder ist sie eine dahingesagte Floskel? Halte ich die andere Person in einem Bild fest, das ich mir einmal gemacht habe und biege ich mir die Realität immer wieder zurecht, damit sie in diese verblasste Form passt, oder bemühe ich mich um Aufmerksamkeit, um ihre Veränderungen und Entwicklung wahrnehmen und wertschätzen zu können?
Ich denke, dass je mehr wir „aufräumen“ und auch die kleinen, unwichtig erscheinenden Details in unserem Leben so gestallten wie wir das gerne hätten, desto einfacher wird es, auch wirklich relevante Bereiche im Leben in Angriff zu nehmen und in „Ordnung“ zu bringen. Vielleicht stört dich ja schon lange der Geruch der Seife die in Deinem Büro verwendet wird – frag nach, ob das zu ändern ist – oder bring deine eigene Seife mit. Die U-Bahn, mit der du üblicherweise in die Arbeit fährst ist immer bummvoll und es gibt viel Remplerei und olfaktorische Attacken? Vielleicht gibt es ein anderes öffentliches Verkehrsmittel, das dich zu deinem Job bringt – oder Du fährst 10 min früher und alles ist viel bequemer? Oder du steigst aufs Fahrrad um und hast gleichzeitig Deinen Vorsatz für mehr Bewegung abgedeckt?
Je weniger dieser kleinen irritierenden Ablenkungen uns umgeben, desto einfacher wird es, Klarheit zu haben und zu spüren, was ist, was wir wollen – und was wir wirklich nicht mehr brauchen in unserem Leben.
Falls es Dir sehr schwer fällt, Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Körper zu richten weil Dein Kopf ständig dazwischenplappert ist der nächste Passion-Project Workshop etwas für dich: „A Ruah Is“ am 12. April 2016, 11 Uhr. Weil Stille im Kopf es leichter macht zu spüren, was Dich denn nun glücklich macht und was nicht!
Wie geht es Dir mit Aufräumen und Loslassen? In welchen Bereichen deines Lebens wünscht du Dir mehr Ordnung? Schreib mir einen Kommentar! Ich werde Dich auf dem Laufenden halten, wie es mit meinem Aufräumprojekt weitergeht – und welche ungeahnten Auswirkungen noch auftauchen 😎 !