Foto: Cora K. Hiebinger
Die Wahrheit
Die Meldungen über massive Überschwemmungen, Waldbrände, und schwere Stürme, die seit einigen Wochen die Medien dominieren, werden immer wieder begleitet von Ausrufen des Entsetzens ob dieser Naturgewalt; von erschütterten Beileidsbezeugungen an jene, die FreundInnen und Verwandte verloren haben; von tröstenden Versicherungen, dass der Staat verlorenes Hab und Gut zu ersetzen bereit steht.
Folgt diesen Äußerungen jedoch die Bekräftigung der Notwendigkeit eine weitere Schnellstraße zu bauen – allenfalls gar durch bzw. unter ein naturgeschütztes Feuchtgebiet. Oder von der Frage in die Runde, wo man noch schnell ein Schnäppchen für einen Flug ins weit entfernte Urlaubsdomizil erhaschen könnte. Oder von Behauptungen, dass wir nur auf Innovation und Technologie setzen müssten und Lösungen schon in der Schublade lägen – empfinde ich diese Aussagen als unehrlich – abgesehen davon, dass sich wohl nicht nur mir die Frage aufdrängt, was denn die Lösungen in der Schublade zu suchen haben, wenn uns die Klimakrise bereits ungebremst um die Ohren fliegt.
Beziehungen
Meine Beziehung zu meiner Mutter ist seit Jahren so, wie ich mir das wünsche. Wir verstehen uns gut, wir können über unsere Eigen- und Sturheiten lachen und wir haben keine offenen Rechnungen mehr miteinander. Diese mir sehr teure Beziehung hat sich mit einer Entscheidung in die jetzige Richtung zu entwickeln begonnen. Mit der Entscheidung, meinen Beitrag zu den wiederkehrenden Mini-Dramen aus der Gleichung zu nehmen. Und ich hörte auf, mich gekränkt zurückzuziehen, wenn sie einen meiner wunden Punkte anreizte. Sondern sagte ihr – ohne Wutausbruch – dass mich dieses oder jenes kränke und ich das nicht möchte. Ich begann also, ihr meine Wahrheit zu zeigen, begann ihr auch Fragen zu stellen – und konnte einiges, wovon ich nur eine vage Erinnerung hatte, klarstellen und zurechtrücken. Und ich begann, mein Verhalten zu verändern.
In einem der Business-Seminare, die ich im Laufe der Jahre besucht habe schlug der Vortragende vor, sich in (Beziehungs)-Krisen an die Zeit zu erinnern, zu der noch alles gut war zwischen den PartnerInnen. Weil eine Beziehung ja üblicherweise irgendwann mal funktioniert hat, gewollt und bereichernd war für beide. Und sich dann zu überlegen, ob man diese Beziehung noch haben und leben möchte.
Entscheidungen
Sobald diese Entscheidung von allen Beteiligten getroffen wurde, geht es nur noch darum, Wege zu finden, die Weiterführung der Beziehung zu ermöglichen. Ob mit Unterstützung durch Mediation, Therapie, oder einfach, weil man beginnt sich gegenseitig (wieder) zuzuhören, Verantwortung übernimmt für vergangene Fehler und Kränkungen und bereit ist, in Zukunft achtsamer miteinander umzugehen und einander Raum zu geben.
Die Anwendung dieses Werkzeugs der klaren Entscheidung für etwas und jemanden hat mein Leben immer wieder massiv bereichert und auch erleichtert. Denn sobald wir uns entschieden haben, brauchen wir nicht mehr hin und her überlegen, ob das denn nun die richtige Entscheidung war, oder ob es auf der Wiese gegenüber nicht doch noch grüner wäre.
Der Wahrheit ins Auge sehen
Jeder Lernprozess nach der Grinberg-Methode beginnt genau mit so einer Entscheidung für und gegen etwas. Der Entscheidung, der Wahrheit ins Auge zu sehen, auch den Anteilen davon, die für uns wenig schmeichelhaft sind, uns Angst machen, und uns vor immer neue, wichtige Entscheidungen stellen.
JedeR, der schon Sitzungen nach der Grinberg-Methode erfahren hat weiß, dass die Energie, die wir in unsere Zustände stecken, um etwas, was da ist (z.B. Ärger, oder Angst) nicht spüren zu müssen, eine verschwendete ist. Energie die wir, sobald wir gelernt haben, unseren Zustand bewusst zu stoppen, für ein glücklicheres, erfüllteres Leben, für einen gesünderen Körper zur Verfügung haben.
Auch jedeR, der bereits Massagen erhalten hat, kennt die Schmerzen, die ein Zuviel an Anspannung bewirken kann und das Wohlgefühl, das sich im Körper breit macht, sobald man unter gezielten Griffen zustimmt loszulassen.
Die Wahrheit nämlich ist
Der globale Welterschöpfungstag war heuer bereits Ende Juli (- in Österreich haben wir dieses Stadium heuer übrigens bereits im April erreicht). Dieser Tag markiert jenen Tag, an dem weltweit alle natürlichen Ressourcen verbraucht worden sind, die die Erde innerhalb eines Jahres produzieren kann.
Die Wahrheit ist also eigentlich ganz simpel. Wir verbrauchen mehr – weitaus mehr – als die Erde, mit der wir nicht umhinkönnen, in Beziehung zu stehen, bereitstellen kann. Allein auf Technologie und Innovation zu setzen, so weiter zu tun wie bisher, wird dieses Ungleichgewicht nicht überlebenssichernd verändern. Auch das Aufbegehren gegen diverse Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten, z.B. dass die großen Konzerne es sich richten können, dass es immer noch keine Kostenwahrheit gibt (z.B. fehlende Kerosinsteuer) und Green-Washing gang und gäbe ist; die Frustration über den fehlenden Weitblick der Mehrzahl der PolitikerInnen; der Versuch, zu verhandeln und den eigenen Fleischverzicht gegen 2 Langstreckenflüge tauschen zu wollen. Alles Wehren hilft nichts.
Die Wahrheit nämlich ist dem Menschen zumutbar
Ingeborg Bachmann hat diese Aussage 1959 in einer Rede getroffen. Ich finde, die Wahrheit ist uns nicht nur zumutbar, sondern ganz einfach notwendig und unumgänglich.
So, wie es jeden und jeder von uns schon viele Male gegangen ist – einen Punkt zu erreichen, an dem wir feststellen – ok, so geht es nicht weiter. Und dann einen Massagetermin zu buchen, die Wohnung auszumisten, eine toxische Beziehung zu verlassen, eine neue Ausbildung zu beginnen und den Job zu wechseln, sich einen Tag frei zu nehmen, einen Lernprozess zu beginnen, jemandem endlich die Meinung zu sagen, jemandem endlich seine Liebe zu gestehen. So ist es für uns und die Welt.
So, wie wir derzeit leben, können wir nicht weitermachen. Da mögen manche von „zurück in die Steinzeit“ warnen, andere Trump-eske Negativ-Kampagnen anzetteln, die Klimaschutz mit Ökoterrorismus gleichsetzen. Jede Äußerung zu einer gelinden Verwunderung über den nicht-abreißen wollenden Flug-Drang von vielen mag mit dem Vorwurf quittiert werden, dass man sich seine Freiheit nicht nehmen lasse und niemand das Recht habe, jemand anderem Flug-Scham unterzujubeln. Und plötzlich sind die ÜberbringerInnen der Nachricht, dass wir in einer Klimakrise stecken, die BeschneiderInnen der Freiheit.
Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. JedeR, der einen Langstreckenflug – z.B. nach New York (und zwar nur in eine Richtung) – oder das Äquivalent davon fliegt, hat sein jährliches CO2-Budget bereits ausgeschöpft. Das hat Niko Paech (Postwachstumsökonom) vor einigen Jahren in einem Vortrag an der TU sehr anschaulich dargestellt. Vergiss danach den SUV, denn kann man dann getrost zu Hause stehen lassen für den Rest des Jahres. So ist das einfach. Man kann sich auch bemühen, mit einer Körpergröße von 1,50 in die NBA aufgenommen zu werden. Live with it. Das wird nicht passieren.
Die Bequemlichkeit ist ein Hund, das ist unbestritten. Aber abgesehen davon macht es uns natürlich eine Heiden-Angst, dass die Konsequenzen der Krise uns bereits um die Ohren fliegen. Dass wir uns verändern müssen. Dass es ums Überleben geht. Jedes Aufbegehren gegen die Fakten ist ein bisschen so, wie auf einer (der verbleibenden) Eisschollen in der Arktis zu sitzen und stur weiter darauf zu bestehen, dass der Heizstrahler eingeschaltet bleiben muss, weil man sich sonst verkühlen könnte.
Critical Mass als Lichtblick
Und auch das viel strapazierte Argument, dass wir als Privatpersonen sowieso keinen signifikanten Beitrag leisten können: irgendjemand muss ja beginnen. So wie in einer Beziehung. Es können beide stur auf ihrem Standpunkt beharren, oder eine Person macht den ersten Schritt. Und wenn das mehr und mehr Menschen tun, entsteht etwas Neues. Stell Dir vor es ist umweltschädigend und keiner tut’s. Die kritische Masse liegt angeblich bei nur 30%. Das ist doch ganz sicher zu schaffen.
Wenn Dir Klimaschutz ein Anliegen ist und Du Unterstützung dabei möchtest, mit Deiner Angst besser umzugehen, Deine Wut über die Versäumnisse in Sachen Nachhaltigkeit produktiver einsetzen zu können, oder deine Körper-Wahrheit zu finden, melde Dich. Im September biete ich ein Nachhaltigkeits-Spezial-Paket zum vergünstigten Preis an.
Jetzt erst recht!
Foto: CoraKHiebinger. Linzer Klangwolke 2024 Kürzlich brachte eine Klientin im Gespräch über die letzten Überschwemmungen ihren Frust zum Ausdruck und meinte, sie wolle schon nicht einmal mehr Müll trennen, weil sowieso alles keinen Sinn habe. Ich verstehe ihren...
Und im Alltag?
Wie Du das Gelernte im Alltag integrierst Und wie kann ich das im Alltag umsetzen? Das ist eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird. Manchmal gleich zu Beginn eines Lernprozesses, nachdem ich einer neuen Klient*In erklärt habe, wie Sitzungen ablaufen und was sie...
Was ist eigentlich so spannend an Faszien?
Wie Ihr vermutlich wisst, habe ich gleich nach meiner Ausbildung zur Heilmasseurin die Ausbildung zur Therapeutin für integrative Fasziopathie begonnen. Also, wie so oft in meinem Leben begann ich mal damit – unter dem Motto – na gut, das klingt interessant, ich schau...