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In meiner Arbeit geht es immer darum, den Körper mit all seinen Empfindungen zu spüren. Das erfordert Mut, denn oft sind die Dinge die wir wahrnehmen oder spüren nicht wirklich angenehm. Aber es ist auch spannend: denn die Bandbreite dessen, was unser Körper spüren und empfinden kann ist schier unendlich. Da geht neben weh, nicht weh, und verspannt, entspannt noch einiges! Interessanterweise wird „Es tut nicht weh!“ oft gleichgesetzt mit „Ich spüre nichts“. Der Körper ist aber immer da und kann gar nicht anders, als sich und seine Umgebung zu spüren, d.h. ihn nicht zu spüren ist an sich schon ein Paradoxon.
Erinnere dich vielleicht an das letzte Mal, als du dich mit Spaß so richtig gut verausgabt hast und dieses wohlige Gefühl in den Muskeln, die ihrer Bestimmung nachgekommen sind, sich wieder mal bis zum Anschlag kontrahiert haben und jetzt wohlig entspannt und saftig ausrasten. Oder das warm-mollige Gefühl, nach einem Winter-Spaziergang durchfroren nach Hause in die Wärme zurück zu kommen und sich mit einer Schüssel heißer Suppe auch innerlich wieder auszuwärmen. Ich kann mich noch gut an die Zeit meiner aktiven Tanzkarriere erinnern, jeden Morgen spürte ich meinen Körper als lebendigen, arbeitenden Organismus. Neben bamstig, voll, schwer, leicht, schwebend, saftig kann auch klares Wollen, oder voll für etwas zu gehen als körperliche Empfindung spürbar sein. All diese zusätzlichen Empfindungsmöglichkeiten machen das Leben intensiv, spannend, saftig. Eben spürbar. Und lebendig.
Wieso wollen wir oft nicht spüren, was ist?
Die Intensität mancher Empfindungen, z.B. von Schmerz, sind oft überwältigend. Sei es der Herzschmerz nach einer Trennung oder über den Tod einer geliebten Person oder der Schmerz in einem Zahn der dich in der Nacht wachhält: wir haben alle Strategien entwickelt, den Schmerz in Schach zu halten und uns entweder abzulenken oder ihn aktiv auszublenden. Grundsätzlich ist das eine logische und nachvollziehbare Strategie. Wir sind überzeugt, dass wir nur damit weiter unserer Arbeit nachgehen, Dinge erledigen, unser Leben so weiterführen können wie bisher. Und so beißen wir die Zähne zusammen, drosseln unsere Atmung, verschnüren unser Herz und selbst wenn es uns eigentlich gerade den Boden unter den Füßen wegzieht, weil sich die Zukunftspläne mit einer bestimmten Person gerade in Nichts aufgelöst haben oder unser Job nach 30 loyalen Dienstjahren kurz vor der Pension einer Restrukturierung zum Opfer fällt machen wir gute Miene zum bösen Spiel und tun so, als würde uns das alles nicht weiter tangieren.
Natürlich können wir den unsagbaren Zorn, den wir vielleicht über eine Ungerechtigkeit verspüren die uns oder jemandem in unserem nächsten Umfeld gerade zuteilwurde nicht ungefiltert in die Tat umsetzen und unseren Vorgesetzten mal so richtig die Meinung sagen, wollen wir unsere Karriere nicht aufs Spiel setzen oder jemanden wirklich verletzen. Deshalb sind wir ja auch „erwachsen“ und mit einem logischen Verstand ausgestattet, der uns dabei hilft zu entscheiden, was angebracht ist und langfristig sinnvoll und was nicht.
Unsere Empfindungsfähigkeit automatisch herunterzufahren und das Ausmaß z.B. eines Schmerzes oder eines Zorns auf „lauwarm“ oder „gar nicht mehr“ herunter zu dimmen lässt uns jedoch Situationen aushalten, die wir auf die Dauer nicht aushalten sollten, in denen zu verharren unsere Gesundheit und unser Glück aufs Spiel setzt. Würden wir den Schmerz, die Wut, den Frust wirklich ungefiltert spüren, müssten wir reagieren. Wir könnten nicht in einer Beziehung/in einem Job bleiben, in der/dem wir immer wieder maßlos wütend oder verletzt werden. Wir könnten nicht die Augen verschließen vor gravierenden Problemen unserer Zeit und bequem so weiterleben wie bisher, wie ein Frosch bei langsam zum Kochen gebrachtem Wasser. Wir müssten reagieren und etwas verändern.
Was bringt es, mehr als nur „tut weh“ – „tut nicht weh“ zu spüren?
Es ist sicher nicht so schwierig, dich davon zu überzeugen, dass es genüsslich ist, Freude zu spüren, oder in jeder Zelle Klarheit darüber zu haben, was du willst. Aber Schmerz? Angst? Im Folgenden findest Du ein erstes Argument dafür, auch diese „unangenehmen“ Gefühle zuzulassen. Weitere Argumente folgen im nächsten Blog.
Veränderung und Heilung:
Die Energie, die wir dafür aufwenden, Dinge die eigentlich da sind (Wut, Schmerz, Angst etc.) nichts zu spüren, fehlt dafür unser Leben voll zu leben. Gleichzeitig fehlt uns die Energie dieser starken Empfindungen und Gefühle als Motivator. Wir verbleiben in unserem Status quo, leiden möglicherweise daran, verändern aber nichts. Je länger wir in einer für uns eigentlich untragbaren Situation verharren, desto mehr müssen wir uns an den Mechanismus klammern, der uns ermöglicht das Ausmaß der Untragbarkeit nicht zu spüren, um es überhaupt aushalten zu können. Egal, ob das einen körperlichen oder seelischen Schmerz, Wut oder Angst betrifft, behindert ein Nicht-Spüren Veränderung und Heilung. Wenn ich spüre, dass mich etwas sehr verletzt hat, kann ich reagieren. Ich kann das Gespräch suchen, mögliche Missverständnisse klären, Konsequenzen setzen, mich von einer Person nachhaltig trennen, d.h. dafür sorgen, dass diese Person – wenn sie nicht bereit ist, für ihr verletzendes Verhalten Verantwortung zu übernehmen – nicht mehr in meinem Leben ist.
Wenn ich spüre, dass ein Körperbereich auch Wochen nach einer Verletzung noch schmerzt, kann ich mich darum kümmern, mir Hilfe suchen. Ich kann unterscheiden zwischen „schlechtem Schmerz“ und „Wohlschmerz“ und mir damit vom Körper Feed-back holen, was der Bereich nicht mag und was er schon verträgt – damit nachhaltige und umfassende Heilung stattfinden kann.
Gerne begleite ich Dich in Deinen Bestrebungen dazu, dein „Spüren“ zu aktivieren oder noch stärker anzukurbeln oder Deinen Körper dazu zu animieren, sich nach Verletzungen vollständiger zu regenerieren. Kontaktiere mich für eine Schnuppersitzung zum Einführungspreis oder einen Geschenk-Gutschein für die kommenden Feiertage, oder schreib einen Kommentar wie Du es mit dem Spüren hältst.